Lextra by Odessa, ein amerikanisches WoMo, ca. 8,6m lang, 2,5m breit, 3,2m hoch
zum Größenvergleich mein alter Sprinter daneben. Der Ami gehört meiner Frau, ich bin für die Dinge ab der Anhängerkupplung zuständig, in diesem Fall einen Anhänger, in dem meine C22 transportiert wird.
Unten noch ein paar Bilder vom Innenraum, damit ihr seht, was wir uns unter mobilem wohnen vorstellen.
Der Lextra ist schon seit ein paar Jahren bei uns. Er kam als Nachfolger eines 10m-Trumms, einem Fleetwood Pace Arrow 32K mit V8 Benzinmotor. Aber erstaunlich, dieser Lextra hat eine ähnlichen Grundriss wie der Fleetwood. Also vorn die beiden schwenkbaren Sitze für Fahrer und Beifahrer. Dahinter links ein 3er-Schlafklappsofa, gegenüber ein Dreh-Schwingsitz. Hinter diesem Sitz die Eingangstür. Weiter hinter der Eingangstür auf der linken Fahrzeugseite eine große 4er-Dinette, die hintere Sitzbank sogar mit Sicherheitsgurten ausgestattet. Insgesamt 6 zugelassene Sitzplätze in dem Fahrzeug! Gegenüber der Dinette eine normale Ami-Küche mit 4-Flamm-Kocher, Doppelspüle, Dunstabzugshaube, Platz für Mikrowelle und noch diverses Geschirr und Ablagen rundum. Weiter hinter ein großer Kühlschrank, der auch im Sommer mit hoher Kühlleistung glänzt. Dahinter quer im Wagen eine richtige Tür, um ein zusätzliches Zimmer abzutrennen. Das Schlafzimmer, vorn mit Doppelkleiderschrank, Doppelbett links und rechts Toilettenraum mit separater Dusche. Davor im Zimmer rechts Waschbecken mit Spiegelschrank.
Wichtig bei den Amis, die in Deutschland zugelassen werden, ist die Umrüstung mindestens der Gasanlage gem. den hiesigen Vorschriften Beim Fleetwood war alles noch im amerikanischen Originalzustand. Das bedeutete immer eine Diskussion mit dem TÜV wegen der Gasabnahme, weniger auf den Stellplätzen, dort war die Gasplakette egal. Dem TÜV war und ist es wichtig, dass alle im Fahrzeug liegenden offenen Flammen mit Zündsicherung ausgestattet sind. Dies ist aber nur beim Kochfeld der Fall, Die Heizung, der Warmwasserboiler und der Kühlschrank haben aussenliegende Zündflammen, die Aggregate sind durch äußere Klappen erreichbar. Das leuchtete dann dem Prüfer ein. Bleibt noch das Kochfeld. Einziges Argument: das wird nicht benutzt. Gute Unterstützung des Arguments: alles funkelte neuwertig (Danke Christine!), Aber damit kommt man wohl nicht immer und bei jedem Prüfer durch....Außerdem sind die grauen Gastanks nach 10 Jahren zu ersetzen, die sind nicht nachprüffähig. Die deutschen roten schon, neuerdings geht das nicht nach Fristen, sondern nach Zustand - also den Gastank immer schön pflegen!
Zweites Manko: die 110V-Anlage beim Original. Die Leitungen sind wegen der höheren Stromstärken dicker als bei 220V, die müssen nicht ausgetauscht werden. Aber wo kriege ich 110V-Geräte her, die mit der Spannung laufen? Habe einen Vorstoß unternommen, die aus USA zu bestellen, viel zu hohe Frachtkosten plus Steuern etc. Einzige Lösung: einen 110v zu 220V Trafo, an eine Steckdose angeschlossen, und im Inneren hatten wir 220V. Für’s Aufladen der Batterien durch externe 220V war schon ein 2. Trafo vorhanden, der sich aber mit dem übrigen Bordnetz nicht koppeln lies.
Der Lextra war bereits komplett umgerüstet incl. eines 220V-Generator mit Gasbetrieb. Auch die Fahrzeugelektrik entsprach weitgehend deutschem Standard, so dass nicht allzu viele Ausnahmen eingetragen werden mussten. Zudem ist der Innenraum nicht wie üblich mit einer kitschigen dunklen Einrichtung versehen, sondern in blau-beige angenehm sachlich und hell gehalten.
Das Fahrgestell ist das übliche P30 von Chevrolet, hier mit 6,5l-Turbodiesel. Auf die Bremsen muss man achten: Feststellbremse wirkt nur auf eine Trommel auf der Kardanwelle, die Betriebsbremse ist bei ca. 7,5to zul. Gesamtgewicht wie bei einem PKW nur hydraulisch mit Bremskraftverstärker. Bei europäischen Leicht-LKW ist in dieser Gewichtsklasse schon eine Druckluftunterstützung Standard. Also weit vorausschauend fahren, kräftg zutreten und sich auf Fading einstellen. Habe ich mal erlebt bei einer Abfahrt ins Rheintal auf einer Nebenstrecke mit vielen Kurven und großem Gefälle. Gar nicht so toll, wenn du fast ins Leere tritts, die Automatik sowieso kaum Bremswirkung bietet und die nächste Kurve kommt!
Erneuert bzw. ergänzt wurden folgende Dinge: Reifen und Bremsen rundum neu, Lenkhebellager verstärkt, Federbälge Vorderachse neu, Getriebe und Einspritzpumpe überholt, Hubstützenanlage eingebaut, Dachlüfter mit el. Ventilatoren und darüber Airvent-Hauben eingebaut, zur Verdunklung an allen Fenstern Doppelplissee statt Gardinen angebracht, neue Toilettenschüssel, neu Duscharmaturen, neu Matratze plus Federauflage darunter, Zwischentür und zusätzliche Ablagen eingebaut. Ersatzteile gibts sehr schnell, teilweise schneller als von MAN, Mercedes, Iveco etc. Der Rest, und das ist noch deutlich die Mehrheit, funktioniert amerikanisch gut. Will sagen, das, was funktionieren soll, tut es auch, Spaltmaße what’s that?, solider routinierter Möbelbau mit vielen durchdachten Details. Halt ein Wohnmobil mit typisch amerikanischer Austattung, indem drüben gar nicht so wenige Menschen tatsächlich Vollzeit wohnen.
Ich kann das nachvollziehen und warne Neugierige: wenn du einmal in einem Ami gefahren und gewohnt hast, schaust du dir die deutschen Hundehütten mit ganz anderen Augen an! Wir möchten, auch wegen des miserablen Preis-/Leistungsverhältnisses, kein europäisches WoMo mehr haben.